Burgenland: Der Spitzenwinzer aus Neckenmarkt ebnete den Weg für den modernen österreichischen Rotweinstil. Am 28. März ist er im Alter von 83 Jahren verstorben.
Der Quereinsteiger und Wahl-Neckenmarkter war für seine finessenreichen und ausdrucksstarken Weine mit hohem Lagerpotenzial bekannt. Das gleichnamige Familien- und Boutique-Weingut »Heribert Bayer Kellerei In Signo Leonis« aus dem Mittelburgenland führte er am Anfang alleine, später gemeinsam mit Patrick Bayer als Vater-Sohn-Gespann. Am vergangenen Freitag, 28. März 2025, ist der Rotweinpionier Heribert Bayer im 84. Lebenjahr verstorben.
Am 4.8.1941 in Mödling zur Welt gekommen, zog es Heribert Bayers Eltern in seiner Jugend nach Mailand. Nach seinem Studium der Chemie in Mailand kehrte er nach Österreich zurück und war von dort an in unterschiedlichen Managerpositionen internationaler Chemiekonzerne tätig. Auf seinen weltweiten Geschäftsreisen nutzte er jede freie Minute, um sich seinem Hobby Wein zu widmen.
Nach dem Weinskandal 1985/86 fand er als önologischer Berater aufstrebender burgenländischer Rotweinwinzer eine gute Gelegenheit, seine Rotwein-Philosophie gemeinsam mit seinen Winzerfreunden in die Tat umzusetzen. Bis heute ist es jene Philosophie, die das Geschmacksbild vom österreichischen Rotwein prägt. Insbesondere die Anwendung der malolaktischen Gärung und der Einsatz von kleinen französischen Eichenfässern zählen zu den maßgeblichen Veränderungen. Der Erfolg blieb nicht lange aus und weitere Beratungstätigkeiten bei Weingütern folgten.
1994 präsentierte er seinen ersten eigenen Wein mit dem Namen »In Signo Leonis« und widmete ihn seinem Sternzeichen Löwe. Damals als Hobby mit ca. 1.800 Flaschen begonnen, ließ er sich später 1997 am Neckenmarkter Hochberg nieder. Noch im selben Jahr entstand dann auch erstmals die Cuvée »In Signo Leonis« in ihrer heutigen Zusammensetzung. Mit dem Entschluss von Sohn Patrick, das Weingut weiterzuführen, wurde aus einem Hobby Beruf. Ein halbes Jahr nach Heriberts 60. Geburtstag eröffnete die Kellerei in Neckenmarkt, die bis heute die Weinheimat der Familie Bayer ist.
Anlässlich seines 80. Geburtstags kreierte Heribert nochmals einen weiteren Wein namens »Einmalig«, der zur Gänze aus einer internationalen Rebsorte, dem Cabernet Sauvignon vinifiziert wurde.
»Heribert hat ein bewegtes und erfülltes Leben geführt. Kaum jemand hat sein privates und berufliches Dasein so zelebriert und ausgekostet wie er und gleichzeitig so wenig benötigt, um wirklich glücklich zu sein«, so Sohn Patrick Bayer in einigen persönlichen Zeilen. »Ein Glas Wein, der Blick in seinen akribisch gepflegten Garten gerichtet, vielleicht eine Zigarre in der Hand, mehr musste es nicht sein, um vollkommenes Glück zu verspüren. Seine Liebsten waren für ihn immer vorrangig. Wer Heri zu seinen Freunden zählen durfte, hatte einen treuen Weggefährten an der Seite, denn für meinen Vater waren seine engen Freunde ein Schatz, den er gehegt und gepflegt hat. Diese wirklich tiefgehenden Freundschaften waren aufrichtig, genauso, wie man sie sich wünschen kann. Denn er war kein Ja-Sager und dadurch konnte man von ihm immer eine aufrichtige Antwort erwarten, auch wenn sie hier und da nicht die war, die man sich erwartet hätte. Aber genau solche Freunde braucht man im Leben, authentisch und unfiltriert.
Seine Liebe war echt und pur, nicht von Floskeln geprägt und auch nicht der Stoff, der als Drehbuch für einen Rosamunde Pilcher Film dient. Sie war stets präsent und immer spürbar. Seine Sissy war für ihn immer sein Fels in der Brandung, ein Mikrokosmos, um den sich sein kleines Universum drehte. Wirklich vollkommen hat er sich immer nur mit ihr an seiner Seite gefühlt. Leidenschaft hat er in alles gesteckt, das er je angegriffen hat. Ob es die Musik war, welche seine Jugend und frühes Erwachsenenleben geprägt hat. Stets hat er voller Stolz berichtet, dass seine Band, in der er als Bassist und auch Lead Sänger agierte, schon in den 60er Jahren ganze Ballsäle füllen konnte.
Eine Leidenschaft übertraf aber alles bei weitem, und das war der Wein. Diese, schon in Jugendtagen von seinem Vater an ihn weitergegeben, war seine Quintessenz. Es gab keine Fachliteratur , egal ob in deutscher, englischer oder auch italienischer Sprache verfasst, die er nicht gelesen, kaum namhafte Weine, die er nicht verkostet hat. Aber sein Herz schlug in zweiter Konsequenz immer für den österreichischen Wein, in dem er schon das hohe Potenzial sah, als das Wort Qualitätswein gerade erst in das Weingesetz aufgenommen wurde. Und so wurde aus einer Sammelleidenschaft etwas viel Größeres. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Weinbaus, besonders für die Rotweine des Burgenlands. Als önologischer Berater zahlreicher namhafter Betriebe schaffte er, beginnend im Jahr 1986, nicht nur herausragende Weine, welche den Vergleich mit den großen internationalen Namen, die er in seiner Vergangenheit schon verkostet hatte, nicht scheuen mussten, er war sogar teilweise für die Namen dieser Weine verantwortlich. Er meinte, solche Einfälle habe er meistens beim Autofahren gehabt. Die malolaktische Gärung oder der Einsatz von Barrique war zu dieser Zeit entweder ein Fremdwort, oder schlichtweg abgelehnt. Es sollte nicht lange dauern, bis dies von nahezu jedem Weinbaubetrieb angewendet wurde.
Die Erfüllung seines Lebenstraums war dann schließlich der eigene Wein. Mit »In Signo Leonis« manifestierte er seine Vorstellung eines authentisch österreichischen Weins von internationaler Klasse. Neckenmarkt wurde nach über dreijähriger Suche sein absolutes Traum-Terroir und im zarten Alter von 60 Jahren entschloss er sich, diesem Lebenstraum ein Zuhause zu geben. Die Kellerei In Signo Leonis wurde realisiert. Für diesen Schritt werde ich ihm mein Leben lang dankbar sein, denn diese diente auch als Fundament für meine Weinleidenschaft. Er hat mich vinophil geprägt, mir all sein Wissen vermittelt und ab meinem ersten Tag im Berufsleben freie Hand gegeben, eine Freiheit, die nicht jedem Jungwinzer zuteil wird. Tatsächlich hat er den ganzen Betrieb eigentlich nur für mich aufgebaut. Er hat sich, seitdem es die Marke Heribert Bayer gibt, keinen einzigen Euro als Lohn ausbezahlt und jeden Euro in die Verwirklichung unseres gemeinsamen Traums gesteckt. Ein Werk, das ich mit all meiner Kraft weiterführen werde.
Mit seinem letzten Wein »Einmalig« hat er nochmals bewiesen, welch großartiges Geschick er im Weinkeller an den Tag legte. Dass der Name des Weins am heutigen Tage eine solche Bedeutung für meine Familie und mich erlangen würde, war uns jedoch nicht bewusst.«