Die Schweizer Nationalmannschaft verpasst im ersten Spiel des Jahres das angestrebte Erfolgserlebnis. Das Testspiel gegen Nordirland in Belfast endet 1:1 unentschieden.
Er
sei nicht besonders schnell, dafür aber sehr effektiv: So stellte sich
Stefan Gartenmann während des Trainingslagers in Almancil den Medien
vor. Während die selbstironische Präsentation Sympathiepunkte
einbrachte, zeigte sich im ersten Testspiel, dass der Neuling im Kreis
der Nationalmannschaft mit seiner reduzierten Schnelligkeit nicht
gelogen hatte.
sind sicher nicht zu 100 Prozent zufrieden. Wir wollten den Sieg holen.
Jetzt müssen wir das Positive mitnehmen, es gab einige gute Dinge. Die
erste Halbzeit war schwierig, da mussten wir die Abstimmung noch finden.
Nach der Pause hatten wir mehr Kontrolle, aber es fehlte etwas die
Kreativität.»
Nach
einer Viertelstunde genügte ein langer Ball, um den Innenverteidiger in
Bedrängnis zu bringen. Er hielt seinen Gegenspieler fest, sah Gelb und
verursachte einen Freistoss in Strafraumnähe. Nordirlands 21-jähriger
Hoffnungsträger Isaac Price trat an, nahm Mass und überwand Gregor Kobel
in dessen Ecke. Ein früher Rückstand in Belfast, an dessen Entstehung
Gartenmann beteiligt war: Ein äusserst bitteres Debüt für den
28-Jährigen, der in Dänemark lebt, aber dank eines in der Schweiz
aufgewachsenen Grossvaters relativ kurzfristig eingebürgert werden
konnte. Am 11. März erhielt er den Schweizer Pass, zehn Tage später
stand er in der Startelf der Nationalmannschaft.
bin nicht zufrieden. Ich bin glücklich, dass ich das Debüt geben
konnte, aber ich wollte gewinnen. Ich habe ihnen einen Freistoss
geschenkt in den ersten zehn Minuten, das macht es dann schwieriger, ins
Spiel zurückzukommen. Ich bin froh, dass wir am Ende wenig Chancen
zugelassen haben.»
Sierros erster Treffer
Gartenmann
allein für den Fehlstart verantwortlich zu machen, wäre jedoch zu kurz
gegriffen. Die Schweiz tat sich in den ersten Minuten als Mannschaft
schwer. Das Fehlen der Führungsspieler Manuel Akanji in der
Innenverteidigung und vor allem Granit Xhaka im Mittelfeld machte sich
bemerkbar. Lange Zeit schoben sich die Schweizer die Bälle ideenlos hin
und her, auf schnelle Angriffsauslösungen oder Pässe in die Tiefe
wartete man vergeblich.
Es
entwickelte sich das erwartet zähe Spiel gegen einen Gegner, der vor
eigenem Publikum zuletzt fünfmal in Folge gewonnen und dabei keinen
Gegentreffer kassiert hatte. Diese Serie riss nach knapp einer halben
Stunde. Dass der Ausgleichstreffer für die Schweiz aus einer
Standardsituation resultierte, überraschte angesichts der mangelnden
Offensivideen kaum. Vincent Sierro war nach einer Flanke von Ricardo
Rodriguez per Kopf zur Stelle. Für den 29-jährigen Toulouse-Legionär war
es im elften Einsatz das erste Tor als Nationalspieler.
waren dominant, hatten viel Ballbesitz. Wir versuchten gegen eine
massierte Abwehr durchzukommen. Nach den ersten 20 Minuten hatten wir
das Spiel gut im Griff. Es war ein gelungener Auftakt. Es hat ein wenig
an der Präzision gefehlt. Wir kennen die Situation in Nordirland, da
schiesst man nicht einfach zwei, drei Tore. Auch mit den neuen Spielern
haben wir einen guten Auftritt gezeigt. Dafür dass wir einiges
ausprobiert haben, waren wir sehr dominant.»
Vier Spieler geben das Debüt
Der
zweite Debütant, der neben Gartenmann in der Startelf stand, war Isaac
Schmidt. Vom 25-jährigen Rechtsverteidiger erhoffte sich Yakin offensive
Akzente. Und die lieferte er teilweise auch. Der Spieler von Leeds
United machte mit zwei geblockten Schüssen und einigen gewonnenen
Laufduellen auf sich aufmerksam. Ein insgesamt solides Debüt.
Auch
Lucas Blondel, der in der 68. Minute für Schmidt eingewechselt wurde,
und Alvyn Sanches kamen zu ihren ersten Einsätzen im Dress der Schweizer
Nationalmannschaft. Der Offensivkünstler von Lausanne-Sport schlug in
der 78. Minute die Flanke, die Andi Zeqiri beinahe zum 2:1 verwertet
hätte. Sein Kopfball wurde jedoch abgewehrt.
Seit acht Spielen ohne Sieg
Ansonsten
war von den Schweizern trotz deutlich mehr Ballbesitz offensiv wenig zu
sehen. Auch Breel Embolo, der das Team in seinem 74. Länderspiel
erstmals als Captain aufs Feld führte, blieb unauffällig. Insgesamt
hatten die Nordiren sogar die besseren Chancen auf den zweiten Treffer.
Price und Ethan Galbraith verfehlten das Tor nur knapp, bei Jamie
Donleys Kopfball war Kobel zur Stelle.
Für
die Schweiz war es das achte Spiel in Folge ohne Sieg, der letzte
Erfolg datiert von Ende Juni im EM-Achtelfinal gegen Italien. Am
Dienstag bietet sich die Chance, diese unrühmliche Serie zu beenden. Im
zweiten Testspiel des Jahres kommt es in St. Gallen zum Duell mit
Luxemburg.
Nordirland – Schweiz 1:1 (1:1)Belfast. – SR Al-Hakim. Tore: 16. Price 1:0. 29. Sierro (Rodriguez) 1:1.Nordirland:
Pierce Charles; Hume, McNair, Brown; Smyth (56. Donley), Shea Charles,
Saville (69. Devenny), Spencer; Galbraith (75. Devlin), Price; Bonis
(56. Taylor).Schweiz: Kobel; Schmidt (68. Blondel),
Gartenmann, Zesiger, Rodriguez; Aebischer (59. Rieder), Zakaria, Sierro
(88. Sow); Ndoye (68. Sanches), Embolo (59. Monteiro), Vargas (59.
Zeqiri).Bemerkungen: Schweiz u.a. ohne Freuler (krank), Akanji, Elvedi, Xhaka (alle nicht im Aufgebot).Verwarnungen: 5. Bonis, 15. Gartenmann, 37. Vargas, 40. Smyth. 92. Zakaria. (abu/sda)